Kulinarisches Coburg

Oberfranken und insbesondere Coburg gilt als Schlaraffenland: Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Fleischhauer, Bäckereien und Brauereien wie in dieser Genussregion. Die Auswahl an Köstlichkeiten erscheint schier grenzenlos: In den rund 200 oberfränkischen Brauereien werden weit über 1000 verschiedene Biere gebraut. Früher gab es kaum ein Dorf, das nicht über eine eigene Brauerei verfügte.
Und was passt besser zum Bier als eine heiße Bratwurst? Die probiert man in Coburg am besten auf dem Marktplatz direkt frisch vom Grill. Heiß und lecker brutzelt sie dort in lodernden Flammen. So mancher Besucher zieht erschrocken den Kopf ein, wenn er das Ausmaß der Glutstelle genauer betrachtet: Ein Feuer, das mit getrockneten Kiefernzapfen angeheizt wird, denn nur das macht das typisch rauchige Aroma einer echten Coburger Bratwurst aus. „Kühle“ oder „Moggele“ nennen die Wurstbrater liebevoll ihr Kieferngrillzeug. Damit die Bratwurstbrater sich bei so viel Hitze ihre Hände nicht verletzten, hantieren sie ausschließlich mit langen Spießen – ein martialisches Schauspiel, an das sich die Coburger längst gewöhnt haben. Schließlich hat die Bratwurst hier eine lange Tradition und wurde 1498 erstmalig auf einem historischen Speisezettel des Georgenspital erwähnt. Dort sollten „von den letzten Schweinen, die vor Fastnacht geschlachtet wurden, Bratwürste für Kinder und Arme des Spitals gespendet werden“. In ihren Ursprüngen war die Bratwurst wohl eine Speise für die ärmere Bevölkerung, die sich später zum Bestseller entwickelt hat. Die echte Coburger enthält 80 Prozent Schweinefleisch und Schweinespeck. Die Restmischung kommt vom Rind und wird lediglich mit Pfeffer, Salz und etwas Zitrone abgeschmeckt. Als einzige Wurst in Deutschland darf sie mit Vollei als Bindemittel hergestellt werden. Nur die kreisfreie Stadt und der Landkreis Coburg haben eine entsprechende Sondergenehmigung. Serviert wird das Wurstvergnügen im halben Doppelbrötchen (Semmel), das nicht in horizontaler, sondern in vertikaler Richtung aufgeschnitten wird, um der Wurst den passenden Rahmen zu geben. In rohem Zustand sollte sie 31 Zentimeter lang sein, beim Braten verliert sie allerdings etwas an Länge. Wer es genau wissen möchte, sollte einen Blick auf den Giebelspitz des Coburger Rathauses werfen. Dort steht seit Mitte des 18. Jahrhunderts das „Bratwurstmännle“. In seiner rechten Hand hält es einen Stab, allgemein von den Coburgern als offizielles Bratwurstmaß anerkannt. Leider ist die Sache mit der historischen Messlatte eine echtes Ammenmärchen - denn tatsächlich thront als Stadtpatron der Heilige Mauritius, einst römischer Legionär und Märtyrer, auf den Zinnen. Als Zeichen seines Ranges trägt er einen Marschallstab, der fälschlicher Weise als Bratwurstmaß verstanden wird.

Wer es lieber süß mag...
... der greift zu den original „Coburger Schmätzchen“ mit oder ohne Blattgold, die seit über 100 Jahren nach einer überlieferten Familienrezeptur in der Lebkuchen- und Feingebäckmanufaktur Feyler aus Bienenhonig, Mandeln, Haselnüssen und einer besonderen Gewürzmischung gebacken werden. Für Touristen ein köstliches Andenken an ihren Aufenthalt in der Vestestadt. Schmätzchen bedeutet so viel wie Küsschen und das bekommt man mit etwas Glück auch beim Verschenken der Süßigkeit.
Ebenso gut und auch noch gesund ist der berühmte Hoflikör, ein Kräutertrunk, der seit Jahrhunderten in der Coburger Hofapotheke hergestellt und verkauft wird. Eine Wohltat für Gaumen und Magen. Der Likör wird traditionell nach einem hauseigenen Geheimrezept aus rund 30 Kräutern gemischt. Er schmeckt wohltuend süß, gleichzeitig kräftig und würzig.

Kartoffelliebhaber sollten die „Coburger Rutscher“ probieren, eine in Coburg typische Variante des rohen Kartoffelkloßes, der hier eine eher weiche Konsistenz hat, so dass er auf dem Teller fast zerfließt. Laut eines Coburger Reiseführers von 1956 soll ein gebratenes "Göckerla mit Rohaklöß" (Hähnchen mit rohen Klößen) eines der Leibgerichte der Coburger Bevölkerung gewesen sein. Und auch damals schon tranken die Coburger bestimmt ein kühles Bier zu ihren Lieblingsspeisen.
Der Coburger Gastro Guide ist ein guter Wegweiser: www.coburgmarketing.de/entdecken-geniessen/essen-trinken
Kulinarische Wanderung
Am besten erkundet man die kulinarischen Versuchungen auf den Spuren der Hoflieferanten: Egal, ob es nun um  geht oder ums Bierbrauen, um Konditorei-Kunst oder andere lokale Besonderheiten – für seine hohe Dichte an Genussmanufakturen ist Oberfranken weithin bekannt. In Coburg gibt es eine Vielzahl von Spezialitätenbetrieben, von denen einige das Wappen des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha tragen, was auf den besonderen Stand ihrer Vorfahren verweist, die als „Herzoglich-Sächsische Hoflieferanten“ tätig waren. Grund genug, den Genussbetrieben der Stadt eine kostprobenreiche Führung zu widmen: „Coburg kulinarisch“.

Lebendige Geschichte…
Allein in der Coburger Spitalgasse soll es um 1914 rund 15 Hoflieferanten gegeben haben; weitere kamen hinzu. Sie erhielten besondere Privilegien für die Zulieferung von Waren oder das Anbieten von Diensten am Hof. Das Herzogtum wiederum sicherte sich mit der Vergabe der begehrten Zertifikate die Unterstützung der bürgerlichen Handels- und Industriebetriebe. Diese durften ihre Rechnungen mit dem herzoglichen Wappen schmücken. Und sie genossen eine herausragende Stellung im Coburger Geschäftsleben. Einige dieser Hoflieferanten existieren noch heute und werden meist von den Nachfahren der Gründer geführt.

…zum Staunen, Schnuppern und Verkosten
Wer mit wachen Sinnen durch die historische Innenstadt schlendert, kann die Coburger Hoflieferanten natürlich auch selbst finden. Trotzdem ist die neue Stadtführung „Coburg kulinarisch“ ein heißer Tipp, denn das Genusserlebnis mit aufschlussreichen Geschichten kommt dann aus sicherer Quelle. Mittwochs und samstags um 11:30 Uhr erkunden die Gäste die Vergangenheit und Gegenwart dieser besonderen Geschäfte. Da geht es etwa zur Konditorei Feyler, die den Adel mit ihren berühmten Schmätzchen versorgte: ein würzig-süßes Honiggebäck, das heute zu den Wahrzeichen der Stadt zählt. Auch das Geheimnis um den „Coburger Rutscher“, eine lokale Kartoffelkloßspezialität, wird gelüftet; die original Coburger Bratwurst mit dem einzigartigen Aroma wird verkostet und der „Gurken-Alex“ besucht. Sogar eine Apotheke ist dabei – mit dem herzoglichen Hoflikör. Die geheime Rezeptur wirkt angeblich bis heute Wunder…

Die Führung dauert ca. 1,5 Stunden und kostet inklusive Verkostung 15,- €, eine Voranmeldung ist bis drei Tage vorher erforderlich.
Weitere Informationen unter www.coburgmarketing.de/entdecken-geniessen/stadtfuehrungen

 

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