Lagune an der Salzach?

Erster Gastauftritt des Wiener Kunsthistorischen Museums in Salzburg! Unter dem Titel „Die Farben der Serenissima“ (noch bis 1/2025) wird in der Residenzgalerie im DomQuartier die Lagunenstadt Venedig quasi an die Salzach „verlegt“. Der Schau gelingt es, die fulminante Erfolgsgeschichte der Malerei in Venedig von der Renaissance bis zum Rokoko abseits der traditionellen Sammlungstrukturen des Kunsthistorischen Museums in einer bemerkenswerten Sonderausstellung zu vermitteln, sehr anschaulich gegliedert und den Besucher nicht überfordernd. Mit herausragenden Werken u.a. von Tizian, Tintoretto, Veronese und Canaletto, in ihrer damals neuartigen lockeren Malweise, unter Verwendung von kostbaren Farben, entsteht ein facettenreiches Bild der venezianischen Kunstproduktion. Sie fand noch Jahrhunderte später Nachhall in der europäischen Malerei – bis hin ins 19.Jhd. Als eine gewisse Doppelbödigkeit ist der Ausstellungstitel zu werten. Er bezieht sich „..zum einen auf die besondere Farbgebung in der Malerei, zum anderen tatsächlich auf die Farben der Stadt Venedig, so wie sie sich den Menschen in ihren Lichtstimmungen und in der Opulenz ihrer Luxusgüter präsentiert….“ (Zitat aus dem Ausstellungskatalog). Auch die verwendeten Farbpigmente sind einzigartig, Venedig war damals das Zentrum des Farbhandels schlechthin, wobei die Farben nicht nur in der Malerei, sondern vielfach auch in der Glaskunst (Murano) Verwendung fanden - mit Auswirkungen bis heute: ein tiefes, warmes Rot wird heute mitunter noch immer als „Venedig- Rot“ bezeichnet. Wer sich also für die Geschichte Venedigs interessiert, ist hier genau richtig!

Im selben Stockwerk finden sich auch Reisegemälde des Wieners Hubert Sattler, der in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. detailgenauen Ansichten exotischer Orte als Schausteller in einer illusionistischen, ans Panorama angelehnten Darstellungsform, die man damals Kosmorama nannte, gemalt hat. Thema im DomQuartier sind dabei „Heilige Orte“, so auch der Titel der Ausstellung. Beeindruckende detailgetreue Ölbilder von Gotteshäusern unterschiedlichster Konfessionen in Mekka, Istanbul, die Kaaba in Saudi-Arabien, das Katharinenkloster im Sinai, El Castillo in Mexiko, der Kölner Dom u.a., die bei ihrer Entstehung eine Art Bildungsinstrument für das breite Publikum waren. Reisen war ja damals ein Privileg. Sehenswert! Von Sattlers Vater stammen übrigens die Salzburger Panoramen, die 2025 zum Herzstück eines neuen Museums im Südflügel der historischen Orangerie im Mirabell Garten werden sollen.

Kunst der verlorenen Generation
Unweit des Residenzplatzes in der Sigmund-Haffner-Gasse findet sich noch eine Besonderheit, nämlich das Museum „Kunst der verlorenen Generation“. Es ist eine Tatsache, dass hunderte Künstler und Künstlerinnen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder politischen Einstellung nicht in das Weltbild des Nationalsozialismus gepasst haben. Sie wurden daher mit Arbeitsverbot belegt, große Teile ihrer Werke zerstört, sie selbst außer Landes oder in die innere Emigration getrieben oder sogar ermordet. Das Museum - die einzige derartige Institution im deutschsprachigen Raum - ist auf die Arbeiten dieser Künstler und Künstlerinnen spezialisiert, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten gelegentlich wieder aufgetaucht sind und bewahrt, insbesondere in der Sammlung Böhme, viele dieser Werke, um sie wissenschaftlich aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Aus meiner Sicht tlw. sehr hochwertige und berührende Arbeiten. Und - bis auf wenige Ausnahmen - kennt „man“ die Namen der Schaffenden auch nicht (mehr).
Halt! 11:50! Da geht sich sogar noch „Musik zur Mittagszeit“ im Salzburger Dom aus (täglich nach dem Zwölf-Uhr-Läuten, außer Sonn- und Feiertagen)! Heute von Touristen gut besucht, bespielt wurden vier der insgesamt sieben(!) Orgeln des Domes mit kurzen Stücken von Bach, Mozart und zum Schluss auf der sogenannten - erst seit 1988 bestehenden - „Großen Orgel“ Bartholdy, letzterer natürlich laut und mächtig, der „Mächtigkeit“ der Orgel entsprechend (128 Register, über 8.000 Pfeifen). Ein toller Abschluss für einen netten Vormittag in Salzburg!

 

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