Audienz beim König der Lüfte

Am Tiroler Achensee lädt der Naturpark Karwendel zu neuen Steinadlerführungen und gigantischen Aussichten ein. Gestatten – der König. „Aquila chrysaetos“, auch als Steinadler bekannt. Sein Reich sind die Flanken, Grate und Gründe des Naturpark Karwendel, der sich vom Westufer des Achensees bis hinüber in bayerische Gefilde erstreckt. Wer auf Tuchfühlung mit ihrer gefiederten Majestät gehen möchte, begibt sich zu exklusiven Terminen auf Ranger-Tour durch den größten Naturpark Österreichs. Dann zeigt Rangerin Sina Hölscher seine Jagdreviere und Lebensräume und hat dabei immer die passenden Infos, ein Spektiv oder Fernglas zur Hand.

Sina ist Diplom-Geographin. Sie kam bereits vor über 13 Jahren im Rahmen eines Praktikums auf den Steinadler – seitdem lässt er sie einfach nicht mehr los. Ihre Faszination teilt sie auf den knapp siebenstündigen Führungen mit den interessierten Teilnehmern. „Mir ist besonders wichtig, dass wir viel Zeit für die Beobachtung haben.“ Und für die gigantischen Ausblicke auf den Achensee, um den sich die fünf Orte Achenkirch, Maurach, Pertisau, Steinberg und Wiesing gruppieren.

An der Talstation der Karwendel-Bergbahn in Pertisau überreicht sie den Teilnehmern die Ferngläser, bevor sie gemeinsam mit ihnen auf den Zwölferkopf (1491 m) gondelt und eine erste Einführung gibt. Zunächst zum Naturpark Karwendel, der mit 727 Quadratkilometern der größte Österreichs ist und der die höchste Steinadlerdichte im gesamten Alpenbogen aufweist. Auf der Tiroler Seite allein sind es 14 Brutpaare, von insgesamt 21. „Hier im Karwendelgebirge haben sie einfach optimale Bedingungen.“ Steinadler finden ideales Terrain, um ihre Horste anzulegen, ungestört zu jagen und zu leben – denn das Beuteangebot ist beträchtlich.

Wie groß so ein Steinadler eigentlich wird? 75 bis 90 Zentimeter – im Sitzen. Die Spannweite der Flügel bei den Weibchen ist mit 2,30 Metern deutlich höher, als die der Männchen. Auch sind sie meistens zwei Kilo schwerer und irgendwie wuchtiger. Daher können sie eher die größeren Beutetiere jagen, während die Steinadler-Herren wendiger sind und lieber die kleinen „Happen“ vorziehen.

Apropos „Happen“
Erster Beobachtungsstopp und Jausenpause, mit Blick in die Karwendeltäler und auf steile Felswände. Sina stellt ihr Spektiv auf und sucht. Der Adler hat sich noch nicht gezeigt, dafür eine Gruppe Gämsen, die man auf dem einzig verbliebenen Schneefeld gut erkennen kann. Mit den Ferngläsern und zusammengekniffenen Augen scannen die Teilnehmer den Sommerhimmel ab. Wo steckt er nur? „Vielleicht sieht er uns – und wir ihn dafür nicht“, meint Sina. Wäre auch kein Wunder, denn die Tiere haben ein acht Mal so gutes Auge wie der Mensch und sehen bedeutend mehr Bilder pro Sekunde. Adlerauge Sina erwischt ihn dann doch. Auf seiner Ansitzwarte hockt er. Wie bestellt. Sonnenbrillen runter und ran an die Guck-Hilfen. Als alle durch sind, schwebt er davon.

Vielleicht hat er seine Lieblingsspeise entdeckt oder fliegt zurück in seinen Horst zu Weibchen und Nachwuchs? Nach einer weiteren Wanderetappe zum Weißenbachsattel (1700 m) erklärt Sina, dass Adlers Lieblingsspeise Murmeltiere sind. Zu seinem Leidwesen gibt’s davon im Naturpark nicht so viele. Also muss er häufiger auf andere Mahlzeiten ausweichen, damit er auf seine 200 Gramm Fleisch am Tag kommt. Wenn nicht, tut’s auch mal Fisch, Heuschrecken oder ein Tag Diät. Was nicht heißen soll, dass er es nicht mit großen Tieren aufnimmt. Steinadler, besonders die Weibchen, sind durchaus in der Lage, Gamskitze zu schlagen. Sie sind Grifftöter und üben mit ihren Fängen einen enormen Druck aus, bis das Tier stirbt. Anschließend müssen sie es zerkleinern, um es in ihren Horst einzubringen. Hoffentlich ist dann daheim aufgeräumt. „Denn nicht jeder Vogel hat es mit der Ordnung“, erzählt Sina, und es menschelt fast.
Die Gruppe tritt den Rückweg an und hofft auf eine weitere Begegnung. Ein Segelflieger zieht vorbei. „Kein schlechtes Zeichen“, sagt Sina, „denn teilweise benutzen Adler und Mensch die gleichen Thermikschläuche“. Und tatsächlich, er zeigt sich: Der König – „Aquila chrysaetos“.

Fakten zur Tour
Die sieben Kilometer lange Tour mit 450 Höhenmetern dauert rund sieben Stunden (reine Gehzeit ca. drei Stunden) und ist für Kinder ab 12 Jahren geeignet. Voraussetzung ist sicheres Gehen auf einem Steig. Neben festem Schuhwerk, Getränken und Brotzeit (Pflicht) sind Fernglas, Kamera und Sitzunterlage empfehlenswert. Treffpunkt: 9.15 Uhr, Talstation Karwendel-Bergbahn, Pertisau. Einkehrmöglichkeiten nach der Tour vorhanden.

Preis und Anmeldung
Die Anmeldung erfolgt direkt über die Ranger des Naturpark Karwendel (www.karwendel.org) unter +43 (664) 262 95 35 (Sina Hölscher) und kostet für Erwachsene 19 Euro sowie für Kinder 7,50 Euro. Die Berg- und Talfahrt mit der Karwendel-Bergbahn beträgt für Erwachsene 16,50 Euro, für Kinder 10,50 Euro; mit der AchenseeCard (Gästekarte) 15,50 Euro für Erwachsene und 9,50 Euro für Kinder. Für Besitzer der Achensee Erlebniscard sind die Fahrten mit der Karwendel-Bergbahn kostenlos. Durchführung ab 3 Personen, maximale Teilnehmerzahl 12 Personen.
 

Termine 2016
7. Juni (Dienstag: Tour Bärenkopf, mittelschwere Tour
12. Juni (Sonntag): Tour Feilkopf, mittelschwere Tour
5. Juli (Dienstag): Tour Bärenkopf, mittelschwere Tour
27. Juli (Mittwoch): Tour Bärenkopf, anspruchsvolle Tour
5. August (Freitag): Tour Bärenkopf, mittelschwere Tour

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Achensee Tourismus
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