In vier Tagen um die Welt: 16. – 19. Jänner 2025 | Messe Wien | Hallen...
Bekanntermaßen ist die Sprache das, was Österreich von unseren deutschen Nachbarn am meisten trennt. Und das gilt nicht nur für die weiter entfernten Ecken wie Norddeutschland, sondern durchaus auch für die unmittelbaren Nachbarn. Das Schwäbische in Süddeutschland wäre so etwas und hier könnte man beinahe gleich am Bestellen des Mineralwassers scheitern. Denn auf die Frage, ob es den „medium“ sein soll, geht der nichtsahnende Österreicher davon aus, dass sich diese Frage auf die Größe bezieht. Aber nein, dem ist keineswegs so, sondern hier wird damit die Anzahl der Perlen im Wasser definiert. So weit, so gut. Ausgestattet mit diesem Basiswissen kann es ans Erkunden der Region gehen, doch wo anfangen?
Ein guter Start ist derzeit mit Sicherheit die BUGA, die Bundesgartenschau in Mannheim. Mit einer Fläche von 104 Hektar, verteilt auf 42 Hektar im Luisenpark und 62 Hektar im Spinelli-Park samt 2.100 Meter Seilbahn, ist sie der optimale Start für einen Besuch der Stadt. Den man unbedingt mit einem Essen im Restaurant Skyline im Funkturm verbinden sollte, der sich, analog zum Wiener Donauturm, einmal in der Stunde um die eigene Achse dreht und damit einen perfekten Ausblick über die Stadt bietet – und das ganz ohne Anstrengung. Etwas, das die müden Füße nach einem BUGA Tag durchaus zu schätzen wissen. Besonders empfehlenswert im Gelände der BUGA (noch bis 8. Oktober) ist der Spinelli Park, bis 2014 noch Militärgelände, präsentiert er sich heute mit farbenprächtigen Gärten und wechselnden Blumenschauen. https://www.buga23.de
Am Weg ins Hotel noch schnell ein Abstecher zum Wasserturm am Rande der Innenstadt. Dann aber schnell weiter, denn schließlich warten in der Region noch mehrere Ecken und wir haben uns entschieden, dabei auch ein bisschen in die Vergangenheit einzutauchen.
Fürsten, Schlösser & Gärten
Baden Württemberg, in dem wir uns aufhalten, ist grün. Parks und Grünflächen säumen die Häuserzeilen und ganz groß und großartig sind die Schlossgärten. In Schwetzingen zum Beispiel, das in kurzer Fahrt von Mannheim aus erreichbar ist, lockt das gleichnamige Schloss mit seinem großen Schlossgarten. Er ist einer der letzten, die in dieser Region entstanden ist und geht auf den Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz zurück. Geometrisch, mit den klassischen Sichtachsen errichtet, lässt er die Weite der damaligen Umgebung auch heute noch erahnen. Die Bäume in der 72 ha großen Parkanlage sind alle akkurat geschnitten und so sieht man fast täglich irgendwo am Areal Gärtner bei ihrer Arbeit. Der Barockgarten ist gemäß der französischen Art streng geometrisch angelegt, der englische Teil wiederum zeichnet sich durch geschwungene Wege aus. Einst als Jagdschloss angelegt, ist es heute ein Glanzstück des Barocks.
Sehenswert ist auch das Badhaus, das nur dem Kurfürsten und dem von ihm geladenen Gästen vorbehalten war. Privatsphäre war dort oberstes Gebot und gewährte damit auch den Regenten ein Stück Freiraum. www.schloss-schwetzingen.de
Viele Besitzer, viele Stile
Am anderen Ende der Baden-Württembergischen Schlosskultur ist das Residenzschloss Ludwigsburg, dessen Grundstein Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg legte, und zwar dereinst als Jagdschloss. Doch in einer Bauzeit von 30 Jahren entstand dann ein kunstvolles Schloss und bis 1733 daraus eine Barockresidenz. Drei Höfe, 18 Gebäude und 452 Räume zählt die nicht gerade bescheidene Residenz und fällt vor allem durch die unterschiedlichen Epochen auf, die sich im Schloss finden. Was aber, so man die Geschichte verfolgt, nicht weiter verwunderlich ist, denn alle Herrscher, die hier residierten, drückten ihren Stempel auf. So wandert man vom Barock, über Rokoko bis hin zum Klassizismus und diese unterschiedlichen Epochen findet man durchaus auch in einem einzigen Zimmer vereint. Ein Eintauchen in die Geschichte ist hier also bestens möglich. Mehrere Schlösser bilden das Gesamtkunstwerk Schloss Ludwigsburg und als eines der größten Barockschlösser, die erhalten geblieben sind, geht es auf die Tradition der österreichischen Baukunst zurück. Als einziges wurde es im zweiten Weltkrieg nicht bombardiert und hat – erraten – auch einen außergewöhnlichen Schlosspark. Unter dem Namen „Blühendes Barock“ lädt der 30 ha große Schlosspark zum Lustwandeln ein. Unter anderem findet sich auch eine Voliere. www.schloss-ludwigsburg.de
Entschleunigen in Bad Wimpfen
So, Kundige werden nun einwenden, dass es zwischen Schwetzingen und Ludwigsburg ja doch noch eine ganze Menge zu sehen gibt. Richtig, und da würden wir gerne mit Bad Wimpfen beginnen! Bad Wimpfen, werden Viele vielleicht sagen, wo bitte und wer bitte ist Bad Wimpfen? Selbiges ist ein entzückendes Städtchen auf der Strecke zwischen Schwetzingen und Stuttgart und bezaubert durch seine Unaufgeregtheit. Kleine, schmale Gässchen und ebensolche Fachwerkhäuser, 300 an der Zahl. Menschen, die einander kennen und im besten Fall sogar ihre Gärten öffnen – da ist es wieder, das viele Grün. Und auch hier eine Burg, deren Türmertradition wohl die älteste in Deutschland sein dürfte. Der Aufstieg über den Turm lohnt, denn der Blick über die Zusammensetzung aus Fluss, Feldern und den entzückenden Häusern ist einprägsam.
Betritt man die Stadt, erinnert die alte, wehrhafte Stadtmauer sehr deutlich an deren Anforderungen in der entsprechenden Zeit. Der Weg zur Altstadt ist immer wieder gesäumt mit kleinen Kräutergärten, die von der Stadt verwaltet werden und der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Auch vor den Häusern stehen Blumen und bunte Dekoartikel, die eher den Eindruck vermitteln, man wäre hier in einem privaten Refugium, als in einer Stadt. www.burgenstrasse.de
Wer viel geht, der muss auch essen und hier sei das Restaurant Friedrich und Feyerabend erwähnt, das erstens mitten in der Stadt und trotzdem ruhig liegt und zweitens eine Karte ganz nach dem Geschmack der Region hat. Maultaschen zum Beispiel, die hier in aufgeschnittener Form auf den Teller kommen oder der Matjes in Sahnesauce. Und ja, eine außergewöhnlich freundliche Bedienung gibt’s hier als Draufgabe noch dazu. www.friedrich-feyerabend.de
Studenten, Kerker & Kaffee
Heidelberg! Wer könnte an Heidelberg vorbeikommen, wenn er sich in dieser Gegend aufhält. Wohl niemand und das will man auch gar nicht. Denn die bekannte Universitätsstadt, die aufgrund ihrer entzückenden Altstadt und der Ruprecht-Karls-Universität Berühmtheit erlangte, atmet studentisches Flair. Es scheint, als wäre hier das Leben etwas entschleunigter als anderswo und auch, als ob man nicht alles so ernst nehmen sollte. Denn die Studenten schlendern angeregt plaudernd gemächlich durch die Stadt, die Leute sind auffallend freundlich und wenn man gedankenverloren auf der Straße bummelt, so ist das auch kein Problem. Was unsere Landsleute besonders freuen wird, das ist die Tatsache, dass Heidelberg eine sehr ausgeprägte Kaffeehauskultur hat und der Kaffee tatsächlich köstlich schmeckt. Und hier war und ist es auch möglich, etwas länger bei einer Tasse Kaffee zu verweilen, was angeblich sonst ja nur in Wien der Fall ist. Ein Kaffeesommerlier sowie familiengeführte Röstereien symbolisieren die Relevanz dieses Themas. Ein guter Tipp inklusive Tortenverkostung ist hier das Cafe Schafheutle.
Auch hier, in Heidelberg, darf der Besuch beim Schloss nicht fehlen und so erfährt man, dass in der berühmtesten Ruine Deutschlands auch das Deutsche Apotheken-Museum beheimatet ist.
Man erfährt aber auch, dass im sogenannten Studentenkarzer dann ab dem 16. Jahrhundert Haftstrafen für Studenten üblich waren, die sich bis ins 20. Jahrhundert hielten. Bunte Wandmalereien und allerlei sinnige Sprüche zeugen einerseits von den Vergehen der Studenten und malen andererseits ein Bild der jeweiligen Zeit. Studenten konnten schon wegen kleiner Vergehen, wie zum Beispiel das vergessene Ausfüllen des Meldezettels, eingesperrt wurden. Zwar nur ein, zwei Tage, aber immerhin. Was man aber auch erfährt ist, dass zumindest ein Gefängnisaufenthalt sozusagen zum guten Ton in Studentenkreisen gehörte, sodass so Mancher danach trachtete, hier dabei zu sein. Der Kerker kann besichtigt werden und wirklich interessant sind die schriftlichen Verewigungen der studentischen Gedanken an den Wänden.
www.heidelberg-marketing.de
Endspurt in der Stuttgarter Markthalle
Was bleibt, von der kleinen Rundreise im Baden Württembergischen? Der Eindruck einer Region, die trotz ihrer beeindruckenden Geschichte noch nicht so stark überlaufen ist und wo man auf das Wohlbefinden auch der Bürger schaut. Und ja: Gut essen ist hier eines der wichtigsten Kriterien und fällt besonders leicht. Von oben erwähnten Maultaschen, für welche die Region bekannt ist, über Tafelspitz mit Meerrettichsauce, Spätzle und Knödel, gibt es neben diesen deftigen Angeboten auch einen klassischen Wurstsalat, der besonders an heißen Tagen ein kühler Tipp ist. Oder eben ein Eis, bzw. den Eiskaffee. Womit wir wieder beim Kaffeethema wären. Denn hier widerlegt die Qualität alle Vorurteile dem deutschen Kaffee gegenüber. Besser könnte er auch bei uns oder in Italien nicht sein – und das sagt eigentlich alles.
Ach ja, apropos Genuss: Ein Abstecher in die alte Markthallte in Stuttgart stellt alle kulinarischen Ansprüche zur Gänze zufrieden. Regionale Bäcker, heimisches Obst und Gemüse, Spezialitäten aus dem Ausland und ein ganzes Stockwerk mit Gastronomie. Herz, was willst Du mehr? Nach Schlössern, Burgen und Gärten ist ein genussvoller Ruheplatz in der Markthalle mehr als verdient. Oder auch in einem der zahlreichen Gastgärten in der Innenstadt und Mineralwasser gibt’s kostenlos bei einem der 100 Trinkbrunnen der Stadt.
Besonders hier in Stuttgart ist die schwäbische Hausmannskost ein heißer Tipp: Neben „Linsen mit Spätzle und Saitenwürschtle“ zählen auch andere typische Gerichte wie „Herrgottsb’scheißerle“ (Maultaschen), „Gaisburger Marsch“ (Eintopf mit Kartoffeln, Spätzle und Würstchen) oder „Ofenschlupfer“ (Süßspeise mit Vanillesoße) zu den regionalen Spezialitäten. Die Schwaben sind bei der Übersetzung gerne behilflich. Keine Übersetzung ist beim Wein notwendig, denn der spricht für sich und zwar in allen Sprachen. Und bei einem städtischen Weinanbau in 16 von 23 Bezirken ist in Stuttgart die Auswahl mehr als gegeben, was sich beim Weinfest im Spätsommer verkosten lässt.
Grün findet sich auch hier in Stuttgart eigentlich überall. Was den Kreis zu BUGA wieder schließt. www.markthalle-stuttgart.de
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