Im ersten Halbjahr 2025 lädt die Österreichische Nationalbibliothek zu...
Diese sind in St. Gallen zu Hause und nennen sich Bier, Bratwurst, Biber und das Bürli. In St. Gallen setzt man auf traditionelles Essen und Gourmets sind hier bestens aufgehoben.
Warum der Senf in St. Gallen ein stiefmütterliches Dasein führt!
Was für den österreichischen Gaumen eher ungewöhnlich ist, gehört in St. Gallen zur Pflichtübung: nämlich die legendäre Bratwurst ohne Senf zu genießen. Warum das so ist, das erklärt uns Tobias Treichler, Verantwortlicher des St. Galler Tourismus. Es sind die feinen und hochwertigen Zutaten, die so etwas wie ein rigoroses Senfverbot bedingen, denn sie würden nur den äußerst feinen Geschmack der St. Gallner Bratwurst verfälschen. Bei der weißen Wurst in ihrem knusprig braungebrannten Mantel wird Kalbfleisch mit Schweinespeck, verschiedenen Gewürzen und Frischmilch angereichert. Die Zutaten sind zwar immer gleich, doch da es für den endgültigen Geschmack auf die richtige Mischung ankommt, hat jede Fleischerei ihr eigenen (Geheim)Rezept. 6000 Kilometer – nein, das ist nicht Entfernung von Wien nach St. Gallen - sondern so viele Bratwürste gehen pro Jahr über den Ladentisch. Und der Bratwurstgenuss ist ein Muss für jeden Besucher und appetitlich in ein kleines Papiersackerl gesteckt, kann sie auch gut unterwegs genossen werden. Natürlich haben wir den kulinarischen Test gemacht und können bestätigen: die St. Galler Bratwurst kommt tatsächlich bestens ohne Senf aus und hält, was alle versprechen. Dass sie sowohl beim klassischen „Wurststand“, wie es in der Schweiz richtig heißt, probiert werden kann, als auch in einem der acht Gault-Millau-Lokale der Stadt, macht sie wirklich zu etwas Besonderem.
Ohne Bier kein Genuss
Was trinkt der Kenner dazu? Natürlich ein Bier und da sind wir schon beim zweiten Genussobjekt: Das gut gehütete Geheimnis um das Rezept des St.Galler Landbiers und des St.Galler Klosterbräus führte 2017 in London von rund 100 internationalen Fachexperten zur Auszeichnung als bestes Amberbier der Welt. Offenbar weiß auch der Papst, was gut ist, denn das St.Galler Klosterbräu wird auch im Vatikan ausgeschenkt. Das ist - was naheliegend ist – der dortigen Schweizergarde zu verdanken. Eines der Brauhäuser ist die stadteigene Brauerei Schützengarten und die ist durchaus empfehlenswert.
Die „Vier“
In St. Gallen dominieren die vier „B“ die Kulinarik, demzufolge fehlen nach Bratwurst und Bier noch zwei Weitere. Das eine wäre einmal das St.Galler Biber, ein Gebäck aus Honig, Mehl und Zucker sowie speziellen Gewürzen. Das lebkuchenähnliche Gebäck mit Marzipan-Füllung hat eindeutig einen Mariazeller-Lebkuchen-Einschlag und auch hier wird – wie könnte es auch anders sein, das Rezept besten gehütet und von Generation zu Generation weitergegeben. Man merkt schon, die Schweizer lassen sich nicht gerne in die Karten schauen.
Womit wir zum letzten der vier genussreichen „B“ kommen und das ist das Bürli. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein typisches schweizerisches Brot. Sein Wahrzeichen sind eine dunkle, sehr knusprige Kruste und ein sehr luftiges Innenleben. Das Bürli besteht nur aus Mehl, Wasser, Salz und Hefe und erfüllt damit alle Kriterien eines „richtigen“ Brotes. Gereicht wird es unter anderem auch zur legendären Bratwurst und damit schließt sich der Kreis dann wieder: denn am Anfang stand die Bratwurst, die zwingend der Auftakt eines kulinarischen Spaziergang in St. Gallen gehört.
Nicht nur essen
Nur damit kein Missverständnis aufkommt: Die vier „B“ sind natürlich keineswegs das einzige kulinarische Angebot in St. Gallen, aber schon so etwas wie die Basis. Darauf aufgebaut wird dann mit so Köstlichem wie Spaghetti mit Shrimp, die man am besten in der Lokremise einnimmt. Dieses Restaurant befindet sich tatsächlich in einer ehemaligen Remise, wo einst Dampflokomotiven gewartet wurden. Die Speisekarte gestaltet sich dementsprechend originell mit „Einstieg“ und „Zwischenhalten“. www.lokremise.ch
Gefolgt von einem Abend im Hotel bzw. Restaurant Militärkantine, dessen Hotel 2017 als „Historisches Hotel des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Was isst man dort? Viel Traditionelles und Saisonales, was derzeit zum Beispiel Muscheln mit Spargel bedeutet. Eine außergewöhnliche Kombination, die aber äußerst angenehm überrascht. www.militaerkantine.ch
Was fehlt noch? Natürlich die klassischen „Chäschüechli“, ein Käsekuchen, der meist rund ist und mit einem Belag aus geriebenem Hartkäse und einem Guss aus Rahm, Milch, Mehl oder Maizena und Eiern besteht. Garniert wird unterschiedlich, meist ist es Speck und Zwiebel. Dieser Käsekuchen ist eines der Schweizer Aushängeschilder und nur eines der Gerichte, wo der allseits präsente Käse seinen großen Auftritt hat.
Süßer Abschluss
Dass die Schweiz kulinarisch nicht nur mit Schokolade glänzt, wäre nun geklärt, aber ohne sie geht’s auch nicht. Deren Vielzahl an Angeboten anzuführen, würde zu weit führen und daher sein ein Genusstipp erlaubt, der sich nur 40 Minuten von St. Gallen befindet. (Bestens mit den Öffis mit dem Swiss Travel Pass zu erreichen: www.swisstravelsystem.com). Es ist das „Chocolarium“ in Flawil. Die Schokoladen-Manufaktur ist die einzige Schweizer Schoko-Fabrik, die sich in die Karten schauen lässt und Einblicke in die Produktion gewährt. Klassisch nach Zotter-Manier erlebt man bei einem Rundgang die Entstehungsgeschichte von Schokolade inklusive zahlreichen Verkostungsmöglichkeiten. Man erfährt dabei nicht nur, wie Schokolade entsteht, sondern auch, woher die unterschiedlichen Ingredienzen kommen. Gut, die Entstehungsgeschichte ist eine Sache – und durchaus sehr interessant. Aber das Endergebnis dann zu verkosten, noch eine andere. Denn die Auswahl ist groß und die Qual der Wahl auch. Wer Lust hat, der kann sogar seine eigene Schoko kreieren und mit nach Hause nehmen.
Nicht nur essen
Selbstredend kann in und um St. Gallen nicht gegessen werden, sondern es gibt auch einiges zu besichtigen. Allem voran ist es das Stiftsviertel, das auch das UNESCO-Weltkulturerbe trägt, Stadtführungen werden mit Audio-Guide angeboten, bei der man während rund zwei Stunden St.Gallen entdeckt. Der Stadtrundgang führt durch die Altstadt und das Stickereiquartier und beginnt bei der Tourist Information. Zusätzlich kann der Audio-Guide für eine Besichtigung des Stiftzbezirks einschließlich der Kathedrale sowie der Stiftsbibliothek genutzt werden. Dort findet man den berühmten St. Galler Klosterplan, der frühesten erhaltenen Darstellung eines Klosterbezirks aus dem Mittelalter. Im Stiftsmuseum kann die Entstehungsgeschichte von St. Gallen (sie geht auf den irischen Mönch Gallus im Jahre 612 zurück) verfolgt werden. Mehr Zeit sollte man für den Klosterplan aus dem 9. Jahrhundert einplanen, denn er ist erstmals für die Öffentlichkeit im Original zu sehen. Das Exponat wird im neuen Ausstellungssaal in einer tollen Inszenierung präsentiert. Das Pergament ist die früheste Darstellung eines Klosterbezirks aus dem Mittelalter und entstand vermutlich zwischen 819 und 826 im Kloster Reichenau am Bodensee. Er ist im Besitz der Stiftsbibliothek St.Gallen.
Im Gewölbekeller der Stiftsbibliothek ist zudem die neue attraktive Dauerausstellung über Gallus, sein Kloster und die 1400-jährige Kulturgeschichte des Ortes zu sehen sein.
Man sieht schon, St. Gallen hat weit mehr zu bieten, als nur kulinarische Erlebnisse – Stichwort Stickerei, aber diesen widmen wir uns im zweiten Teil unserer Berichterstattung Anfang Juni. Bis dahin nicht vergessen - Sie wissen schon: Bratwurst ohne Senf!
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