Im ersten Halbjahr 2025 lädt die Österreichische Nationalbibliothek zu...
Was in Wien üblich ist, geht auch in Prag, nämlich eine Melange zu bestellen. Denn die Kaffeehauskultur beider Städte zeigt viele Parallelen. Eine lange Geschichte, viel Atmosphäre und vor allem guter Kaffee – und die Melange ist in beiden Städten gängige Praxis. Traditionskaffeehäuser sind nicht nur Anziehungspunkte für Touristen und Müßiggänger. Nein, auch Schriftsteller, Künstler und Einheimische schätzen und schätzen das Flair guter Kaffeehaustradition. Und für diese wird man in Prag mehr als fündig. Schon immer war das Kaffeehaus ein Ort der Begegnung, manche sehen es sogar als ihr zweites Zuhause, doch warum ist das so? Echte Kaffeehaus-Freaks bezeichnen es als Mischung aus Gemütlichkeit, Entspannung und Genuss. Woher der Genuss kommt, ist nicht schwer zu erraten, denn dafür sind die vielen unterschiedlichen Kaffeesorten und Mehlspeis-Kreationen verantwortlich. Die beiden anderen Komponenten sind schon nicht mehr ganz so einfach festzumachen, denn sie sind eine Mischung aus Interieur, Atmosphäre und dem Service. Hohe Räume, gemütliche Ecken und imposante Kristallleuchter, wie sie in den Prager Kaffeehäusern beinahe Standard sind, tragen genau zu dieser Atmosphäre bei. Beinahe herrschaftlich muten sie in Prag an, aber ohne distanziert zu wirken.
Mitunter weist in den Prager Kaffeehäusern ein Ober die Plätze zu, manchmal darf man selbst wählen, aber immer fällt es zur Zufriedenheit aus. Der Service ist grundsätzlich freundlich und zuvorkommend und das ist vielleicht auch das größte Unterscheidungsmerkmal zu den sonst sehr ähnlichen Wiener Pendants. Denn einen grantelnden Oberkellner sucht man in Prag vergeblich.
Wie zu Hause!
Sonst ist es wie zu Hause und zwar sowohl, was die Vielfalt der Kaffeesorten anbelangt, als auch die Auswahl der Mehlspeisen. Was nicht weiter verwundert, kommt doch die österreichische Mehlspeisenküche aus dem Tschechischen. Die Kaffeetradition liegt beiden Städten m Blut und ein regelmäßiger Besuch im Kaffeehaus gehört einfach zur Lebensart dazu. Wir haben uns in Prag auf die Spuren der Kaffeehäuser geheftet und dabei vom traditionellen, klassischen Kaffeehaus bis zum modernen, stylistischen eine große Auswahl gefunden.
Wie alles begann
Es war das Jahr 1714, als mit dem ersten Kaffeehaus bei der Karlsbrücke die Prager Kaffeehauskultur begann. Ein „Araber", wie sie Jiri Deodat nannten, startete sein Business mit einem Straßenverkauf, bis er mit dem Ersparten das erste Kaffeehaus in Prag eröffnete. Er gilt als Begründer der Kaffeehauskultur.
Das heutige Cafe im Museum an der Karlsbrücke ist eines der ältesten Cafehäuser und obwohl es an einem stark frequentierten Platz liegt, ist es noch immer ein Geheimtipp und Plätze sind gut zu ergattern. Das Museum ist im ursprünglichen Gebäude des Ordens der Kreuzherren mit dem Roten Stern untergebracht und an dieser Stelle wurde erstmals im Jahre 1714 das erste Prager Kaffeehaus eröffnet. Der Geruch nach Weihrauch ist fast irritierend, weil man ihn hier nicht erwartet, aber in weiterer Folge sorgt er für ein beruhigendes Gefühl. Aufgewärmt und mit heißem Kaffee auch von innen versorgt, lässt es sich von hier aus zu einer Bootsfahrt auf der Moldau starten. Übrigens auch im Winter, was ein besonderes Erlebnis ist. www.muzeumkarlovamostu.cz/en/cafe/the-first-pragues-cafe
Die erste Hochblüte der Prager Kaffeehauskultur war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Glanzzeit eindeutig die Zeit zwischen dem Ende der Österreichischen Monarchie bis zur ersten Republik, bis zum Jahre 1938 entstanden neue Unterhaltungscafes mit Tanz. Künstler, Schriftsteller, politisch Aktive: sie alle verbrachten Stunden im Kaffeehaus, eifrig diskutierend und in Rauchschwaden gehüllt. Ab 1989 erlebten die Prager Kaffeehäuser ein Comeback, allerdings in veränderter Form, die nicht zuletzt auf die neuen Kommunikationstechnologien zurückzuführen ist.
Wo beginnt man am besten?
Starten sollte man am besten im Café Slavia gegenüber des Nationaltheaters, denn es ist eines der ältesten und auch beliebtesten Cafés in Prag und symbolisiert all das, was man von einem Kaffeehaus erwartet. Seit 1884 gibt es das Traditionscafe und ist seitdem Treffpunkt für Intellektuelle, Einheimische und Touristen. Besuche von Persönlichkeiten wie Antonín Dvořák oder Franz Kafka sind noch mit Bildern verewigt - das Slavia ist eine Ikone der tschechischen Kulturwelt. Jugendstil prägt die Einrichtung und große Fenster, es seit dem Umbau von 1934 gibt, geben den Blick nach draußen frei – auf den Hradschin mit der Prager Burg und auf die immer wieder eindrucksvolle Karlsbrücke. Kaffee und Mehlspeisen gibt’s es in bester Qualität, aber auch Palatschinken und pikante Menüs gehören im Slavia zum Repertoire. So wie das übrigens in vielen Prager Kaffeehäusern der Fall ist. www.cafeslavia.cz/de
Gesehen haben sollte man auch das Café Louvre, das aus der Ersten Republik stammt. Tradition wird hier groß geschrieben und die Gäste haben auch heute noch eine Auswahl von zirka 250 Zeitungen, die kostenlos zum Lesen aufliegen. Hier bleibt man also trotz der Digitalisierung der alten Kaffeehaustradtion des Zeitunglesens treu. Viele berühmte Gäste, wie z.B.: Franz Kafka, Franz Werfel oder Albert Einstein verbrachten hier einst viel Zeit. www.cafelouvre.cz
Keine Kaffeehaustour kommt ohne Besuch des Café Imperial aus, denn sein Interieurs ist einzigartig: die Säulen und Wände des Cafés sind mit Keramikkacheln ausgestattet, die maurische Szenen darstellen. www.hotel-imperial.cz/de/
Das Café im Gemeindehaus in der Nähe des Platzes Náměstí Republiky gehört sicherlich zu den schönsten Cafés in Prag. Großzügige Fenster, hohe Decken, Kristallluster im Jugendstil und Spiegel sorgen für ein herrschaftliches Ambiente. Original oder originaltreue Ausstattung wie z.B. Lampen und lederbezogene Bänke sorgen für die richtige Atmosphäre, ein Springbrunnen mit einem Relief einer Nymphe aus Carrara-Marmor (J. Pekárek) unterstreicht den Stil. Die Torten stammen aus eigener Produktion und hier lässt es sich gut einige Stunden aushalten. www.kavarnaod.cz
Im Orient
Das Grand Cafe Orient darf sich das einzige kubistische Café der Welt nennen und es befindet sich im Haus zur Schwarzen Mutter Gottes – und das schon seit 1912. Ab 2005 wurde es auf der Grundlage alter schwarz-weiß Bilder wieder im kubistischen Stil geführt. Das kubistische Haus ist das Werk des Architekten Josef Gočár und ein Muss für Fans der Architektur. Aber nicht nur die Fassade ist außergewöhnlich, sondern vor allem das kubistische Interieur im ersten Stock, in dem sich auch das Café befindet. Gočár entwarf hier die komplette Einrichtung samt Kronleuchtern und Laternen. Vor oder auch nach dem Kaffeegenuss empfiehlt sich auf jeden Fall ein Besuch des kubistischen Museums, das im selben Gebäude ist. www.grandcafeorient.cz
Eine sieben Meter hohe Neurenaissancekassettendecke und beeindruckende Kronleuchter prägen das Café Savoy am westlichen Moldauufer, das in einem Jugendstilhaus untergebracht ist. Die lange Geschichte des Kaffeehauses seit dessen Eröffnung 1893 lebt im Ambiente und der Atmosphäre weiter, die Mehlspeisen werden in der hauseigenen Bäckerei hergestellt. Müßig zu erwähnen, dass auch hier die Kaffeevariationen umfangreich und köstlich sind. Das Cafe Savoy ist eines der beliebtesten in Prag und ein Genuss für Auge und Gaumen gleichermaßen. www.cafesavoy.ambi.cz/en/
Kunst, Kultur & Kaffee
Die Kaffeehausrunde in Prag sollte man mit offenen Augen machen, um dabei gleich viele der zahlreichen Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Es gibt so gut wie an jeder Ecke etwas zu sehen, der Blick von und über die Karlskirche ist auch beim x-mal noch beeindruckend und die Stadt voller Geschichte. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man überall gut hin und auch die Beschriftung der Stationen ist relativ gut verständlich.
Anreisetipp: der neue RegioJet fährt von Wien aus in vier Stunden nach Prag und kostet ab 15,00 € pro Strecke. Das private Unternehmen setzt auf Komfort und Service: so sind Heißgetränke und Mineralwasser gratis und die Snacks – unter anderem frische Salate mit Huhn oder Sushi – sind gut und günstig. Bei der Bahnanreise sollte man sich unbedingt Zeit nehmen für den tollen Bahnhof in Prag: erbaut als Franz-Joseph-Bahnhof im Jugendstil ist er ein Kunstwerk für sich. Die Halle ist auf jeden Fall einen ausführlichen Rundgang inklusive Fotoshooting wert und vielleicht geht sich sogar ein Abschiedskaffee im Fanta Cafe in der Jugendstil-Abfahrtshalle aus.
Kulturtipp: das Schwarze Theater Ta Fantastika Prag. Das Ensemble ist 1980 in den USA entstanden, weil dessen Gründer Petr Kratochvil auswanderte und erst nach der Revolution 1989 wieder zurückkehrte. 1993 erwarb er das Theatergebäude im Palais Unitaria. Die Themen der Theaterstücke entstehen immer auf Basis klassischer Romanvorlagen, derzeit kommt „Alice im Wunderland“ zur Aufführung, ein Stück, das in 27 Jahren bereits 11.000 Aufführungen auf der ganzen Welt hinter sich hat. Die nonverbale Darstellung lebt von Musik, Darstellung, mechanischen Tricks und vor allem von den Schwarztheater-Effekten. www.tafantastika.cz
Unser Tipp der Redaktion: der Kaffeehausführer in deutscher Sprache. Die Broschüre mit vielen Infos zur Geschichte der Kaffeehäuser, reichhaltigem Bildmaterial und einem Stadtplan, führt durch die moderne Prager Kaffeehausszene. Der Führer kann gratis bei CzechTourism in Wien, Tel. 0043/1/89 2020 99, per Mail: wien@czechtourism.com bestellt werden. In den Sprachen Tschechisch, Englisch oder Deutsch kann auch von der Website www.prague.eu herunterladen werden.
Unser persönlicher Tipp: das Mittagessen einmal auslassen und sich durch köstlichen Süßspeisen durchkosten. Laskonka, die tschischen Makronen sind zum Niederknien, die Mährischen Golatschen aus Germteig mit den unterschiedlichsten Füllungen oder die Buchteln eine Hauptspeise und bei den vielen köstlichen Torten weiß man gar nicht, wo man anfangen sollte.
Neue Zugverbindung von Wien nach Prag
Seit 10. Dezember 2017 fährt RegioJet zum Preis von 15,00 € mit Intercity Zügen von Wien nach Prag. Viermal täglich fahren die gelben Züge in beide Richtungen und setzt auf umfassenden Board-Service, niedrige Preise und kostenloser Online-Ticketstornierung bis 15 Minuten vor Abreise.
Im Preis inkludiert sind heiße Getränke und Mineralwasser.
RegioJet bietet die Zugfahrt in der Standard-Klasse mit vollem RegioJet Bord Service für nur 7 Euro von Wien nach Brünn oder für nur 15 Euro nach Prag. Individuelle Touchscreens machen die Fahrt für den Reisenden zum Vergnügen. Neben Rabatten für Kinder und größere Reisegruppen bietet RegioJet ebenfalls eine Relax-Klasse für 11 Euro nach Brünn und 22 Euro nach Prag sowie eine Business-Klasse für 17 Euro nach Brünn und 29 Euro auf der Strecke Wien-Prag.
Alle Passagiere genießen den vollen RegioJet Bordservice:
* Sitzreservierung – immer im Ticketpreis inkludiert
* Kaffee und andere, kostenlose Getränke (Wasser, Tee, Säfte)
* Kostenloses Wi-Fi
* Magazine und Zeitungen zur freien Entnahme
* On-Board Unterhaltung wie Filme, Musik und Spiele
* Zusätzlicher Bordservice in den Sitzen der Business-Klasse – inklusive einem Glas Champagner
Das Unternehmen bietet auch eine Busstrecke Wien-Budapest, sechsmal täglich für 8,90 Euro pro Strecke.
www.regiojet.at
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