Böhmens Schlösserreich

  • Die Piaristenkirche in Litomysl

  • ... und innen mit den "Klangkörpern"

  • Schloss Slatinany

  • Pure Idylle im Schlossgarten von Slatinany

  • Relaxen in einem der entzückenden Kaffeehäuser - hier in Litomysl

  • Die Automatischen Mühlen in Pardubice

  • Egal, ob Pardubice oder Litomysl: Die Städte in Tschechien atmen viel Geschichte, auch aufgrund der vielen alten und gut erhaltenen Häuser

  • Die Dekoration im Inneren der Schlösser ist immer aufwändig und sehr liebevoll gestaltet

  • Schon der Innenhof des Schlosses Slatinany ist atemberaubend

  • Die Küche im Schloss Slatinany wirkt, als hätte sie der Koch - der übrigens ein ganz besonderer gewesen sein soll - soeben verlassen hätte

Die Anzahl der Schlösser in Tschechien liegt bei rund 2000, einige davon sind noch in Familienbesitz, einige davon sogar noch bewohnt. Ihnen allen ist eigen, dass sie gut erhalten und gepflegt sind, weil Wert gelegt wird auf das kulturelle und geschichtliche Erbe des Landes, sodass auch der Staat unterstützend tätig ist. Und zusätzlich sind die Schlösser auch sehr schön anzusehen und geben Einblick in längst vergangene Zeiten. Habsburger Einfluss inklusive.
Wir haben uns einige davon angeschaut und sind dabei in vielen Räumen mit vor Staunen offenem Mund stehen geblieben. Zu prunkvoll und kostbar waren manche Schlösser ausgestattet. Unser erstes Ziel war diesmal das Schloss Litomyšl im gleichnamigen Ort, das als Renaissance-Bau 1580 fertig gestellt wurde. Das Auffälligste an diesem Renaissance-Aussehen sind die beeindruckenden Sgraffito-Fassaden, die sofort ins Auge stechen. Dazu die Arkaden, die dem Ganzen ein bisschen italienisches Flair verleihen. Im Inneren stoßen wir auf einige reich verzierte Innenräume, die das oben erwähnte Staunen hervorrufen. Renaissance dominiert auch hier, ergänzt mit spätbarocker oder manchmal auch neoklassizistischer Ornamentik in kunstvollen Stuckarbeiten und Wand- und Deckenmalereien.

So ein Theater!
Könnte man fast sagen, denn eines der Highlights ist das beeindruckende, klassizistische Theater, wo der Zuschauerraums und die Bühnendekorationen noch intakt sind. Auch das Rundherum des Schlosses ist beeindruckend, weil es viele Nebengebäude gibt. Unter anderem eine Brauerei, vor allem aber auch das Geburtshaus von Bed?ich Smetana und auch das ist sehenswert!
Wir verlassen das Schloss, das übrigens zum UNESCO Weltkulturerbe zählt und gerade renoviert wird, und landen in einem herrlichen Garten. Von dort gehen wir zur Piaristenkirche, die 1714 auf die Initiative von František Václav zurückgeht, geleitet wurde der Bau vom Architekten Giovanni Battista Alliprandi. Ab 1720 wurde das Gebäude von František Maxmilián Ka?ka übernommen, der sich um die Fassaden und wahrscheinlich auch um das Innere kümmerte. Abgeschlossen wurde der Bau 1922. Im Inneren finden immer wieder Konzerte statt, und um die Akustik zu verbessern, wurden an der Decke kubische Würfel angebracht, die aber durchaus als Dekoelemente durchgehen könnten.

Litomyls, das tschechische Steyr
Wir schlendern durch die Altstadt von Litomysl zum Marktplatz und fühlen uns plötzlich wie im österreichischen Steyr: Die gleichen, wunderbaren Häuser im Barock und Klassizismus Stil, ein weitläufiger Platz – 500 Meter ist der Smetana Platz lang, inklusive seines Denkmals – und entzückende Lauben. Sie überdachen Kaffeehäuser, Geschäfte und Galerien. Unser Spaziergang ist eine Aneinanderreihung von sehenswerten Gebäuden, wie dem gotischen Rathaus, freundlichen Menschen und einer angenehmen, einladenden Atmosphäre. Schließlich endet unser Spaziergang bei einem Eisgeschäft und auch hier gilt: Unbedingt probieren, denn das Eis ist köstlich.

Ein Schloss ist nicht genug!
Schon war es, im Schloss Litomysl, aber wir wollen mehr! Also geht’s weiter zum Schloss Slatinany nahe Pardubice. Die Herren von Auersperg residierten lange Zeit hier und errichteten einen komfortablen Sitz. Schon früh wurden im Schloss eine Zentralheizung, ein Telefon, Elektrizität und Toiletten eingebaut. Ein Novum zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Franz Josef von Auersperg all das zu Wege brachte. Das Schloss beinhaltet auch eine Sammlung an Gebrauchsgegenständen der Pferdezucht, Pferde waren hier also ein großes Thema und so verwundert es nicht, dass auch Kaiserin Sisi einmal hier war. Und hier war sie tatsächlich, was nicht bei allen Besuchen, die ihr angedichtet wurden und werden, der Fall ist.
Wir spazieren durch Kinderzimmer, die Prunkräume und auch durch einige der Wirtschaftsräume. In der Küche treffen wir auf eine Szenerie, als wäre der Koch gerade eben nur einen Sprung hinaus gegangen, um etwas zu holen. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier die Küchenszene nachgebildet, sodass wir uns sofort in die damalige Zeit zurückversetzt fühlen. Eigentlich fehlt jetzt nur noch das Servieren eines köstlichen Menüs, aber das bleibt leider nur unserer Fantasie überlassen. Dafür dürfen wir hinaus in den beeindruckenden Schlossgarten mit exotischen Pflanzen und einem romantischen Teich. Und diese Atmosphäre entschädigt uns dann auch ganz schnell für die „kalt“ gebliebene Küche.
Wer vor dem Heimfahrt noch schnell einen Eindruck von Pardubice mitnehmen möchte, dem seien die Automatischen Mühlen ans Herz gelegt. Die erste Erwähnung der Mühlen geht auf das Jahr 1586 zurück, heute beherbergt das Gebäude Institutionen wie die Gocar Galerie, dem Erbauer der Mühlen, die GAMPA Galerie und ein Cafe. Der Genuss von dessen süßer Köstlichkeiten ist ein unbedingtes Muss und außerdem tat uns eine Pause nach den vielen Eindrücken auch ganz gut. Ein köstlicher Kaffee und eine traumhafte Mehlspeise waren da genau das Richtige, bevor es zum Bahnhof ging. Die Anreise von Wien aus ist übrigens denkbar einfach: Einsteigen am Hauptbahnhof und mit den ÖBB direkt in rund drei Stunden nach Pardubice. Einfacher geht’s nicht. Und dann ab zu den Schlössern und sonstigen Sehenswürdigkeiten dieser schönen Region.

 

Kontakt

Wetter