Im ersten Halbjahr 2025 lädt die Österreichische Nationalbibliothek zu...
Wandern über die Grenze und auf historischen Pfaden. Oberpfälzer Wald, Bayerischer Wald, Böhmerwald: Wer am Goldsteig wandert, ist jetzt grenzenlos unterwegs, denn der jüngste Spross im Goldsteigwegenetz, der Zlatá Stezka, verläuft auf tschechischer Seite und ist mit 13 Grenzübergängen an den Hauptweg angeschlossen. Als Verbindungswege zwischen Bayern und Böhmen wurden vier historische Routen in das Goldsteig-Wegenetz integriert.
Grenzenlos wandern auf dem Grünen Dach Europas
Bis zum Horizont wellen sich die Urwälder, in Tälern glitzern Bergseen. Ein tiefer Atemzug und die klare Waldluft flutet die Lungen, weckt das Herz, streichelt die Seele.
Hier oben, auf dem Grünen Dach Europas, ist die Freiheit grenzenlos! Da unten, auf den Wanderwegen, auch: Der Goldsteig ist international. Der längste und vielfältigste Qualitätswanderweg Deutschlands hat einen tschechische Bruderweg, mit dem deutschen Teil durch historische Pfade zwischen Bayern und Böhmen verbunden ist: dem Baierweg, Böhmweg, Gunthersteig und dem Goldenen Steig auf seiner Prachatitzer Route.
Vier historische Routen von der Donau bis in den Böhmerwald
Zu den 660 Wanderkilometern des bayerischen Goldsteigs kommen 289 Kilometer der tschechischen Route. Mit Zubringerwegen und Querverbindungen entstand ein über 2000 Kilometer langes, internationales Wanderwegenetz mit 13 Grenzübergängen.
Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Der Bayerische Wald, Deutschlands ältester Nationalpark und einziger Urwald, ist tief verwachsen mit dem Nationalpark Šumava auf tschechischer Seite. Gemeinsam bilden die beiden Parks das größte zusammenhängende Waldgebirge Mitteleuropas. Ein Naturparadies im Herzen des Kontinents, ursprünglich und wild, durchzogen von einem Netz aus Wanderwegen. Sie führen durch verwunschene Wälder, unberührte Hochmoore, wilde Flusstäler, vorbei an Schlössern, Burgen und prächtigen Städtchen. Auf der tschechischen Route liegt beispielsweise der Boubínský prales, der Kubany-Urwald, der bereits vor 160 Jahren unter Schutz gestellt wurde. Auch das Moorgebiet Soumarské rašelinište bei Volary (Wallern) ist ein Naturjuwel an der Route.
Entlang des Goldsteigs werden die Wanderer von herzlichen Gastgebern mit Betten jeder Kategorie und regionalen Spezialitäten empfangen. Ausruhen, auftanken – und weiter geht’s, auf dem Goldsteig, auf dem Grünen Dach Europas, wo die Freiheit der Wanderer grenzenlos ist.
DIE VIER HISTORISCHEN WEGE
Goldener Steig – Prachatitzer Route: Die Straße der Säumer
Die Goldenen Steige waren so etwas wie die Verkehrsadern des Mittelalters. Saumpferde beladen mit Holzfässern, drei Zentner schwer, transportierten Salz, Gewürze und Weine von Passau nach Böhmen. Auf dem Rückweg trugen sie Getreide, Butter, Käse und das berühmte böhmische Bier. Im 16. Jahrhundert verkehrten wöchentlich 1200 Saumpferde zwischen Passau und Prachatice. Der Prachatitzer Weg führt auf rund 90 Kilometern von Passau über Waldkirchen, Bischofsreut, Volary (Wallern) nach Pachatice (Prachatitz).
Gunthersteig: Der Weg des Eremiten
Schon paradox: Ein Eremit zieht sich ins raue, böhmische Waldgebirge zurück, um allein zu sein – und bereitet damit den Weg zur Besiedlung der Region. Tausend Jahre ist es her, dass der Heilige Gunther, Mönch und Einsiedler, sich vom Kloster Niederaltaich immer weiter in die Wildnis des Böhmerwalds schlug, um der Welt zu entfliehen und sich der Einsamkeit, der Buße und dem Gebet zu widmen. Doch die Menschen folgten ihm – und sie tun es noch heute. Der rund 70 Kilometer lange Gunthersteig führt in vier Tagesetappen von Niederaltaich über den Grenzübergang Gsenget bis nach Dobrá Voda, wo er auf den tschechischen Goldsteig trifft. Das Markenzeichen der Wanderung ist die Rodungshacke, ein Symbol für den „Rodungsheiligen“, wie der Heilige Gunther im Bayerischen Wald genannt wird.
Böhmweg: Auf den Spuren der Kelten
Für die Römer galt der Bayerische Wald als undurchdringlich. Sie nannten ihn eremus Nortwald, „menschenleerer Nordwald“. Nie haben die Legionen versucht, ihn zu durchqueren, hier endete ihr Reich. Es heißt, die Römer glaubten, in dem dunklen Wald lebten mysteriöse Rieseneber, Wildschweine, gefährlicher als Löwen. Jedoch schlugen sich die furchtlosen Kelten einen Weg durch das Dickicht – und hinterließen einen Pfad, der in nur 50 Kilometern von der Donau bis nach Tschechien führt. Der Böhmweg verläuft in vier Tagesetappen von Deggendorf an der Donau über Bischofsmais und Zwiesel zur Grenze nach Bayerisch Eisenstein. Von dort geht es weiter nach Javorna, wo er auf den tschechischen Goldsteig trifft. Dank kurzer Etappen und moderaten Steigungen ist er perfekt für Familien und gemütliche Geher geeignet.
Baierweg – von Straubing ins Chodenland
Der Baierweg führt auf knapp 160 Kilometern in sieben Tagesetappen von Straubing an der Donau über den Gebirgskamm des Bayerischen Waldes bis in den Böhmerwald, wo er in Kdyne auf den tschechischen Goldsteig trifft. Die Klosterorte Oberaltaich und Windberg, der Luftkurort Sankt Englmar und das Kneippheilbad Bad Kötzting liegen am Weg. Über den Hohenbogen erreicht man den Wallfahrtsort Neukirchen beim Hl. Blut, und überschreitet bei Eschlkam-Veseruby die Grenze.
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