Die Welt des Günther Domenig

  • Das Steinhaus

  • St. Marx Wien

  • Die ehemalige Z-Filiale in Wien

  • Graz Eggenberg

Vor einigen Tagen saß ich mit einem guten Bekannten (Architekt, inzwischen im Ruhestand) beim Kaffee, und irgendwann kam die Rede auf Günther Domenig; mein Bekannter erzählte mir, dass er seinerzeit bei ihm gearbeitet hätte und beschrieb ihn als eher unwirschen, peniblen Menschen, der nicht bereit war, irgendwelche Kompromisse einzugehen, wenn es um seine Arbeit ging, und jeden Arbeitsschritt persönlich und fast unerbittlich überwacht hat.
Nun sind wir Wiener mit etlichen seiner Arbeiten vertraut, wiewohl mutmaßlich die wenigsten wissen, dass die Projekte von Domenig stammen. Da ist z.B. das Haus der ehemalige Z-Filiale in der Favoritenstraße, das T-Center St. Marx (siehe Fotos) oder die Fassade von Humanic in der Alserstraße. Auch andere Städte sind inzwischen stolz auf seine Bauten, wie etwa Graz (Eggenberg, Mehrzwecksaal der Schulschwestern – siehe Foto), München mit seiner Olympia Schwimmhalle oder Nürnberg mit dem Umbau des Dokumentationszentrum des Reichsparteigeländes.

Sonderausstellung Domenig
Für mich mal Grund genug, dem Phänomen Domenig ein bisschen näher auf den Grund zu gehen. Meine erste Station war Heft/Hüttenberg im sogenannten Hefter Graben, nahe St. Veit an der Glan. Dort wurde seit dem 17.Jhd. ein Roheisenwerk betrieben, das Mitte des 19.Jhd. in das erste österr. Bessemer-Stahlwerk umgebaut, aber Anfang des 20.Jhd. dann stillgelegt wurde. Nach den Plänen von Domenig hat man mit einem luftig leichten Stahlfachwerk das denkmalgeschützte Objekt zu einer Art Industriemuseum erweitert. Es war Schauplatz der Landesausstellung 1995 (Thema: Kärntner Montanindustrie) und ist seit einiger Zeit wieder frei zugänglich (Juni bis Oktober Do-So von 10:00 bis 17:00) und kann für die verschiedensten Veranstaltungen genutzt werden (z.B. „Offenes Gebäude“ im Rahmen der Architekturtage 2024, derzeit Sonderausstellung Domenig bis Oktober). Dadurch, dass das Objekt jahrzehntelang unbenutzt geblieben war, ist es zu einem überaus interessanten Prozess der Verwobenheit von Natur, altem Gemäuer und moderner Konstruktion gekommen. Es ist damit eine besondere Qualität eines „lost place“ entstanden, der nun langsam wieder an Leben gewinnt. Hoffentlich! In Heft ist damit ein wesentlicher Teil des Werkes Domenigs repräsentiert: die Integration moderner Bauteile in alter Substanz.

„Opus magnum“
Das zweiten Anliegen Domenigs war das „Gesamtkunstwerk“ im Sinne des Dekonstruktivismus, wo Einheit und Stabilität eines Gebäudes von den Werten der Harmonie gelöst und sie im Rückgriff auf einfache geometrische Körper (Würfel, Zylinder, Kugel, Pyramide, Kegel)  konstruiert wurden. Nichts veranschaulicht diese Haltung besser, als Domenigs persönliches „Opus magnum“, das Steinhaus am Ossiacher See. Es entstand auf dem Grundstück der Familie in den Jahren 1986 bis 1996 und wurde schließlich 2008 zur Gänze fertiggestellt. Es wird als Werkstätte für Architektur und interdisziplinäre Experimentierstätte genutzt, in den Sommermonaten auch für Seminare/Workshops und Kulturveranstaltungen. Die Maßgeschneiderten Baudetails führten zu zahlreichen Produktneuheiten in der Bauindustrie. Als Wohnhaus wäre das Objekt wohl nicht zu gebrauchen, auch hier schlägt sich der künstlerisch-ästhetische Aspekt mit der Praxistauglichkeit – wie übrigens bei etliche von Domenigs Bauten. Seit 2013 steht es unter Denkmalschutz und wurde schließlich – als eines von vier Objekten in Österreich - in die internationale Plattform „Iconic Houses“, der niederländischen NPO für besondere Häuser des 20.Jhd. aufgenommen.
Domenig – ein Phänomen! Im Hinblick auf die Praxistauglichkeit auch ein Genuss?

Essay by Walter Ritter

 

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