172 Jahre Märchenkönig

Post vom Bayernmädl

Seine Schlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof gehören zweifelsohne zu den Wahrzeichen Bayerns. Die Märchenschlösser und der "Märchenkönig" sind heute weltberühmt. Damals jedoch, als man noch nicht ahnte, dass diese Touristenattraktionen Besucher aus aller Welt und damit auch Geld ins Land bringen würden, wurden die Bauten König Ludwigs II. mehr als nur belächelt. Man munkelt sogar, dass der "Kini" wegen seiner finanziellen Höhenflüge für die Errichtung der Schlösser einem Mord zum Opfer gefallen ist. Im Jahr 1886 wurde er im seichten Wasser des Starnberger Sees in der Nähe seiner Sommerresidenz Schloss Berg tot aufgefunden. Der Tathergang bleibt bis heute Geheimnis umwoben und bietet Raum für zahlreiche Spekulationen. Ja, sogar einen Selbstmord schließt man nicht aus, zumal der König kurz zuvor von seiner Entmündigung unterrichtet worden war.

Gründe hierfür waren nicht allein seine Verschwendungssucht, sondern auch die Tatsache, dass der König häufig unter Verfolgungswahn und Halluzinationen litt. Darüber hinaus war er so gar nicht das, was man sich unter einem Staatsoberhaupt vorstellte. Er war sogar in seinen eigenen Schlössern ausgesprochen Menschen scheu, weshalb er sich auch des Nächtens seine Mahlzeiten in ein Zimmer bringen ließ. Dort pflegte er mit seinem Vorbild und imaginärem Freund, dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV., zu speisen. Ihn bewunderte er und ihm eiferte er nach. Dies zeigt sich auch am Bau des Schlosses in Herrenchiemsee, welches Schloss Versailles zum Vorbild hatte.

Trotz seiner vermeintlichen Geisteskrankheit war er aber auch fortschrittlich und der Technik zugewandt. Der "Kini" war ein Träumer und Freigeist, erfinderisch und Neuem gegenüber aufgeschlossen. Alles, was als innovativ galt, versuchte er, bei sich umzusetzen. Kult-Status hat bestimmt sein Tischlein-Deck-Dich, welches von den Dienern im Raum unter dem Speisezimmer gedeckt und zu Ludwig hochgefahren wurde. Er wollte beim Essen von niemandem gestört werden, auch nicht von den Bediensteten. Um von seiner Sommerresidenz in Schloss Berg in aller Zurückgezogenheit Regierungsgeschäfte erledigen zu können, wurde eine Telegraphenleitung zwischen Berg und München errichtet und Ludwigs Puttenschlitten war wahrscheinlich das erste Fahrzeug mit elektrischer Beleuchtung. Schon ab 1869 wurden beim Bau von Neuschwanstein Dampfkräne eingesetzt. Außerdem konnte er dort über eine batteriebetriebene Klingelanlage seine Diener rufen. Die Bediensteten konnten sogar erkennen, in welchem Raum sich der König gerade befand. Ein Wunderwerk der Technik ist auch seine Venusgrotte in Schloss Linderhof. Damit die Grotte in verschiedenen Farben beleuchtet werden konnte, entstand das erste Elektrizitätswerk Bayerns. Und auch wärmetechnisch war Ludwig II. seiner Zeit voraus. Die Venusgrotte war ebenso beheizt wie Neuschwanstein und Linderhof. Aber statt eines direkten Kaminfeuers über ein Rohr, in welchem der Rauch von einem mit Holz beheizten Raum durch das Zimmer verlief.

Als 18jähriger wurde er nach dem Tod seines Vaters in die Regierungsverantwortung genommen. Viel zu früh für ihn, um die Geschicke des Landes zu bestimmen. Eine Aufgabe, die ihn, der sich neben der Technik auch gerne mit Kunst und Musik befasste und sich lieber kreativ als mit politischen Querelen beschäftigte, maßlos überforderte. Als leidenschaftlicher Anhänger Richard Wagners versuchte er, diesem in München ein Opernhaus zu errichten, was jedoch in der Bevölkerung auf großen Widerstand stieß. Bis er sich schließlich immer mehr vom Volk unverstanden fühlte und sich, so oft es ging, auf sein Schloss in Linderhof zurückzog. Der Geburtstag Ludwigs II. von Bayern wird im Allgäuer Urlaubsort Füssen unweit des berühmten Schlosses Neuschwanstein, ausgiebig gefeiert. Zum 172. am 25. August 2017 lädt Ludwigs Festspielhaus zu einem dreitägigen Festwochenende ein. Fünf Vorstellungen des Musicals "Ludwig" lassen den bayerischen König wieder lebendig werden. Das ganze Theatergelände wird zur Festmeile mit Genussmarkt, Musikkapellen und Kinderprogramm. Einem White Dinner auf der Terrasse der Sissy Lounge, der Benefiz-Musical-Gala Tonight we make it come true mit Anna Hofbauer, Dorothea Baumann, Matthias Stockinger und Oedo Kuipers an der Festspielhausbar und festlichem Feuerwerk am Freitag- und Samstagabend. Weitere Festivitäten finden im Kloster St. Mang in der Füssener Altstadt statt. 

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